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Mediale Anteilnahme am Freitod

November 14, 2009

Seit Tagen dominiert der Freitod Enkes die Titelseiten der Zeitungen. Tausende nehmen Anteil, legen Blumen nieder und wollen ins Stadium an einer öffentlichen Trauerfeier teilnehmen. Kollektive Trauer; gesellschaftliches Massenphänomen ?
Um ehrlich zu sein kann ich es nicht mehr lesen und hören. Die Anteilnahme ihm nahestehender Personen, auch des Vereins kann ich noch nachvollziehen. Doch die Massenbewegung „Trauer um Enke“ ist absurd. Gleichzeitig wird die Krankheit Depressionen überall überstrapaziert und erläutert. In wenigen Wochen wird der Großteil der Masse wieder über Mitmenschen mit diesem Leiden lächeln.
Es ist gerade en vogue. Da muß eben jeder ergriffen sein. Der Nationaltorhüter ist tot. Vergessen wird dabei einiges:
Zu allererst zieht er einen anderen Menschen mit rein. Der Lokführer wird sicherlich einige Zeit brauchen, das zu verarbeiten. Nur wer redet darüber ? diesem Mann könnte geholfen werden, bei Herrn Enke ist es rum ums Eck. Desweiteren hinterläßt er eine Frau und ein Kleinkind. Aus Sorge um das Sorgerecht hatte er angeblich auch Probleme, nur hinterläßt er jetzt was ? Keine Versicherung springt ein. Freitod ist eine Ausschlußklausel und ich hoffe die beiden sitzen auf ein wenig Reserven.
Zu guter Letzt die Medien, die das als Spektakel sehen und jede noch so kleine Nachricht bringen. Mir wird schon Angst und Bange, wenn Olli Titan Kahn mal ablebt. Wird dann Staatstrauer angesetzt, bekommen wir dann alle schulfrei und Zwangsurlaub ? Dem Tod vom Fußball Kaiser blicke ich mit blankem Entsetzen entgegen.

Zum Glück wird es irgendein Ereignis geben, daß die nächste große Nachricht sein wird und die jetzige ablöst. Es wird wirklich langsam Zeit.

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