Archive for Juli 2008

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Virtuelle soziale Netzwerke plus 1

Juli 30, 2008

Seit heute online: ausgeloggt.net. Frei nach Hape’s Motto: „Ich bin dann mal weg“, können sich hier überarbeitete Netzwerker der ersehnten Urlaub vom PC nehmen.

Bin ein Bier trinken
Bin ein Bier trinken

Die Idee ist ziemlich einfach: Auf diesem Portal hinterlässt der gestresste Kontaktsüchtige seinen Namen, Anschrift, Telefonnummer und ePost Adresse und verschickt einen Link an seine Freunde. Mit einem Augenzwinkern wird noch der Gruss bestellt, man würde sich im wirklichen Leben treffen.

Grundsätzlich eine tolle Idee. Viel zu viele Menschen, meist Jugendliche und Studenten, verbringen zuviel Zeit im Netz mit sogenannten Freunden, Kontakten, Gruscheln und ähnlichem. Dabei wird aus den Augen verloren, dass wir uns alle doch nach menschlicher Nähe sehnen, die eben nicht durch eine virtuelle Freundesgemeinde im Internet ersetzt werden kann. Allerdings sei hier die Frage erlaubt, wieso ich solch eine Dienstleistung wie ausgeloggt.net brauche, um mit den wirklich wichtigen Freunden (Zitat) Kontakt zu halten. Deren Kontaktinformationen sind doch in einem kleinen Buch, Mobiltelefon oder Adressbuch gespeichert. Letztlich führt der Anbieter seine Idee doch ad absurdum. Erneut anmelden für eine Leistung, die jeder Computernutzer (Voraussetzung, um an einem dieser Netzwerke teilzunehmen) doch praktisch serienmässig mitgeliefert bekommt.

Das neue Angebot zum Anlass genommen, darf doch erneut über diese Entwicklung der Selbstdarstellung siniert werden. Immer wieder nimmt die Presse den alten Spruch „big brother is watching you“ als Drohgebährde des gläsernen Bürgers auf, doch soviel Recherche ist doch mitnichten notwendig. Belustigend sind die Geschichten von Vorstellungsgesprächen, bei denen der Bewerber am Ende mit seinem wenig seriösen StudiVZ Profil mit allerlei nebulöser Gruppen konfrontiert wird; auch der jüngste Bericht über einen Profilmissbrauch durch einen Unbekannten, der einer jungen Frau all die Freunde im Netzwerk mit perfiden Aktionen vergrätzte. Zum Einen sollte man Passwörter nicht weitergeben bzw sofort nach der Trennung vom Partner erneuern. Zum Anderen ist es umso erstaunlicher, dass eben diese Frau bekannte, sofort unter neuem Namen wieder aktiv zu sein – von jetzt an behutsamer, bedachter, wissend um die Tücken dieses Mediums.
Wunderlich, dass Menschen heute offensichtlich auf direkte Konversation verzichten und sich lieber über einen Bildschirm unterhalten, statt sich in einer Kneipe zu unterhalten. Erschreckend die gefühlte Abhängigkeit zu solchen Angeboten, die meines Erachtens aber mit zunehmenden Alter stark abnehmen wird. Wenn Freizeit nicht mehr nur daraus besteht, Bilder vom Suff des vergangenen Wochenendes für seine Freunde im Internet hochzuladen (ggf auch für den unbekannten Rest des Internets) und zudem auch noch ein rares Gut wird, erledigen sich solche Dinge von ganz alleine.

Hierzu fällt mir der im Netz herumgeisternde Aufsatz an die vor 1980 Geborenen ein. Dort steht der Satz: Wir Kinder gingen einfach raus auf die Strasse ohne uns zu verabreden und trafen dort wirkliche Freunde. Also, abmelden, rausgehen.

P.S. Danke an ausgeloggt.net für einen Denkanstoss. Hoffentlich folgen ihm gedanklich viele, aktiv hinsichtlich dieser Seite wenige 😉
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Sama nun total berauscht ?

Juli 28, 2008

2006 die WM, im Juni 2008 die EM, im Juli 2008 keine love parade doch es kam Ersatz: Der Messias aus USA, der Erlöser und gute Amerikaner. Einer von uns. Der uns Europäer versteht.

Ob es am Luftdruck lag ? Oder vielleicht bilden sich die Menschen doch nicht eine eigene Meinung ?  All die Analysen und Bewertungen im Vorfeld und nach der Berichterstattung schüren eine Wirkung als historisches Ereignis, die nicht eingehalten werden kann. Der Präsidentschaftskandidat aus USA kommt nach Deutschland und spricht vor ein paar Berlinern – ich hoffe inständig, niemand ist extra angereist.

Zum Einen handelte es sich nicht um einen Staatbesuch und zumindest da ist einige Berlinern im Amt nicht die Sicherung durchgebrannt. Er wurde behandelt wie ein Gast – keine Präsidenten Suite und andere politische Ehren. Die Kanzerlin ist gar nicht erst zur Rede geblieben. Hier kann man ihr mehr Sensibilität attestieren als Sie als Oppositionsführerin bei George W Bush auf dem Schoss sass und dem amtierenden Kanzler zum Thema Irak-Kriegsbeteiligung in den Rücken fiel. Dafür ein Bravo. Zum Anderen hat die liebe Presse Ihres dazu beigetragen, diesen Herren als Messias zu feiern. Ganz klein aber die Stimmen, dass er in der Rede zum Beispiel lieber deutsche Soldaten in Afghanistan zum Krüppel schiessen lassen will, schliesslich möchte man in USA den Haushalt durch Truppenrückzug entlasten und sogleich Steuersenkungen für den geplagten Autofahrer gewähren.

Der andere – unpopuläre – Kandidat McCain zeigte jedoch ungeahnte Fähigkeiten auf der humoristischen Seite. Die jublenden Menge in Berlin als unterwürfige Deutsche zu bezeichnen, trifft irgendwie ein wenig ins Schwarze, auch wenn natürlich historisch unliebsame Parallelen gezogen werden können. Gleichzeitig sinken die Zahlen für Herrn Obama in USA. Prompt wird reagiert und in anderen europäischen Städten wird das Programm stark eingedampft.

Reden kann er. Allerdings wäre er der erste amerikanische Präsident, der von US Bürgern gewählt wurde, weil Europa ihn so mochte. Schliesslich wählen wir unsere Politiker ja auch, weil sie in Japan so gut ankommen. Darüber hinaus ist der Unterschied zwischen ihm und McCain schon jetzt nicht mehr so ganz auszumachen, und es sind noch fast 100 Tage bis zur Wahl. Die beiden dürften sich also noch weiter annähern, wobei das Bauchgefühl sagt, dass die Annäherung für Europa auf jeden Fall zum Nachteil gereicht wird.

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Crashtest oder culture clash ?

Juli 28, 2008

Nun hat der ADAC ein weiteres Mal die Physik massentauglich und in Bildern aufgearbeitet. Wenn eine Masse von über 2 t auf eine Masse von knapp 1 t trifft, hat das verheerendere Folgen für die leichere Masse.

Im konkreten Fall überlebt der Passagier im Audi Q7 den Aufprall auf den Fiat 500 mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, als der Pilot des italienischen Kleinwagens. Nach dem Schock dieser unglaublichen Erkenntnis, die niemand vorausahnen konnte, wird auch gleich die Bewertung der Sterne im NCAP Test in Frage gestellt.

Gleichzeitig wird aber verschwiegen, dass in jedem Test ein Modellablauf simuliert wird, standardisiert um vergleichen zu können. In der echten Welt wird kaum einer in der besagten Geschwindigkeit im exakten Winkel auf ein Hindernis treffen und somit die Werte aus dem Test erreichen. Folglich sind die Sterne ein Anhaltspunkt und letztlich Augenwischerein. Denn wer mit 130km/h vor den Brückenpfeiler hämmert, dürfte beim Aufprall in jedem Fahrzeug ein letztes Mal Luft aus dem Brustkorb lassen.

Der Ansatz der Partnerschaftlichkeit ist allerdings viel interessanter und vielschichtiger. Hier wird Audi exemplarisch ans Kreuz genagelt, weil man nicht genug für die armen Unfallgegner tut. Schon alleine das Wort Gegner spiegelt doch exakt das wider, worum es eigentlich geht.

Fahrer eines SUV sind nicht nur Umweltsünder erster Güte – auch eine neue Erkenntnis – sondern nehmen beim Kauf eines Automobils gelassen hin, dass Ihnen eine erhabene – oder erhebende – Sitzposition in Anlehnung an des Kaisers Thron vor der Solidarität mit dem Pöbel geht. Im Grunde kann man den Käufern nicht nur rücksichtslose Umweltverschmutzung auf Raten vorwerfen, sondern auch fahrlässige Tötung aus Rücksichtslosigkeit.

Ein Gesetz muss her, um dieses Treiben zu beenden, schreien hier vielleicht einige. Vielleicht appellieren wir aber auch an die Vernunft der Mitmenschen und fahren mit gleichgestellten Modellen auf verstopften Strassen. Und das Vernunft gut funktioniert, beweist das Thema Tempolimit und Nichtrauchergesetz. Gesetze kann man übertreten, Vernunft ausschalten. Was uns alle im Staat gleich macht, ist die Sorge ums Geld. Folglich sollten diese Fahrzeuge einfach derart steuerlich benachteiligt werden, dass sich wirklich ggf nur Förster oder Prolls ein solches Fahrzeug leisten. Dieser geringe %satz stellt dann auch keine grosse Gefährdung mehr da, denn wie oft berühren sich Panzerspähwage und VW Polo auf öffentlichen Strassen ?