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Deutschland – Autoland – Umweltschutz

September 8, 2008

Nachdem der Benzinpreis wieder auf ein erträglicheres Niveau gefallen ist und der Diesel einen geldbeutelfreundlichen Abstand dazu eingenommen hat, scheint die Autofahrerwelt wieder in Ordnung.

Betrachtet man jedoch die Einflüsse und Auswirkungen diverser Entwicklungen hin zum Umweltschutz etwas genauer, stellt sich doch die Frage, wem das alles nützt. Vorab sei gesagt, dass ich nicht zu den Hybrid Anhängern zähle. Gleichzeitig heisst das aber auch, dass ich keinesfalls gerade die deutschen Hersteller aus Ihrer Veranwortung entlasse.

Die Grenze von 120g/km wurde einst von den deutschen Herstellern propagiert. (Nachtrag: Es waren 140g/km) Die Verbindlichkeit eines EU Kommissars allerdings hatten die Herren damals ebenso wenig auf der Karte, wie das Engagement in dieser Richtung etwas zu unternehmen. Vielmehr lautete das Motto“ grösser, weiter, schneller“ und noch heute werden Fahrzeuge wie der BMW X6 – bald auch als M Version – und Audi RS6 auf den Markt gebracht. Gerne wird sich hier hinter der Floskel versteckt, die Käufer fragen die entsprechenden Fahrzeuge nicht nach.  Nun, die Kaufverweigerung der letzten Monaten spricht nun eine andere Sprache. Erschwerend kommt hinzu, dass die Fahrzeuge seit Jahren exorbitante Preissteigerungen vollzogen haben. Betrachtet man sich heute die Preise des B Segments, so stellt sich der Beobachter die Frage, welcher Familienvater sich eine C-Klasse als T-Modell noch leisten kann ?

Schützenhilfe für „kleiner, leichter, intelligenter“ kam unverhofft durch die sogenannten Heuschrecken, die abgestimmt auf die Urlaubssaison das Öl als Sau durch das Dorf trieben – gleichzeitig den Verbrauchern den Schweiss auf die Stirn. In diesem Sommer 2008 wurde auch dem letzten Ignoranten bewusst, dass seine Spritschleuder vor der Tür eventuell für seinen reellen Bedürfnisse überdimensioniert ist. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist der Absatz für die immer so beliebten SUVs ziemlich begrenzt. Der Markt schreit förmlich nach Fahrzeugen, die den Geldbeutel entlasten. Zum Schrecken der Premiumhersteller gesellt sich noch das Phänomen der Prominenten und dessen grüner Anstrich. Diejenigen, die sonst immer gerne im dicksten Mercedes oder Ferrari vorfuhren, fragen vehement nach Hybrid-Antrieb. Dieser Antrieb von Pionier Toyota seit Jahren beworben, erlebt einen wahren Verkaufsrausch. Honda schneidet sich auch einen Teil dieses Kuchens ab und selbst die grossen Drei werkeln fleissig an Lösungen. Freilich begehen viele Hersteller den Kardnialsfehler, herkömmliche Modelle auf „Hybrid“ zu trimmen  und übersehen hierbei freilich, dass es dem Käufer eines solchen Fahrzeuges auch um eine Aussage an die Öffentlichkeit geht. Mit einem Prius erkennt jeder das Umweltbewusstsein des Fahrers. Ein Hybrid von Ford hingegen unterscheidet sich rein äusserlich nur durch das kleine Schild hinten an der Heckklappe von seinem normalen Brudermodell.

Da Trends meist aus dem Süden von Kalifornien kommen – wo übrigens mit die strengsten Abgsaregeln der Welt herrschen – steht der nächste Trend bereits in den Startlöchern. Während hier noch einige der grossen Drei (Stern, Propeller und Ringe) fleissig ihre Hybrid Hausaufgaben erledigen, verkauft Tesla in und um Los Angeles einen Elektrosportwagen für über US$ 100.000. VW kündigte unterdies an, auch mit einem E Mobil herauszukommen, und Smart probt bereits in London und will dies auf weitere Grossstädte ausweiten.

Die Kompentenz in Sachen Batterie dürfte aber bei den Japanern liegen, die schon seit Jahren mit den Hybriden Erfahrungen sammeln durften. Eine bisher nicht angewandte Kombination aus Diesel und Hybrid soll 2011 von Peugeot kommen. Hier fragt sich der Deutsche, wo z.B. der Dieselkönig Audi bleibt ? Apropos Audi. Kürzlich fiel deren Effizienz Kampagne auf, wo doch allen Ernstes der Audi duo von 1989 mit dem Wort Pionierarbeit in Verbindung gebracht wird. Wieso gibt es dann noch keinen Audi mit Hybridantrieb, wenn das schon seit nun mehr fast 20 Jahren in der Schublade liegt ? Der angekündigte Audi Q7 Hybrid kommt ja wohl eher doch nicht.

Nach der Sicht auf die Industrie sei ein Blick dem Kunden gegönnt. Dieser muss für immer sauberer Fahrzeuge tiefer in die Tasche greifen. Dazu peinigt ihn der Staat mit immer neuen Finessen, denen der gemeine Autofahrer restlos ausgeliefert ist.

Die von vielen gepriesene und von ebenso vielen – meist von deutschen Herstellern – verschriene Hybridtechnik kostet Geld. Ebenso der saubere Diesel, der auch noch Urin im Tank hat. All dies kostet Geld, dass die Unternehmen sich beim Kunden holen. Addiert man dies zu den normalen Steigerungsraten bei den Fahrzeugen, dürfte bald das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Menschen sind eben nur bereit eine bestimmte Summe an Geld für ein Fahrzeug auszugeben. Zumal sie schon heute über Ihre Verhältnisse leben, blickt man auf die Finanzierungen und Leasingangebote. Im direkten Zusammenhang mit dieser Misere steht der Staat, der blanken Lobbyismus für die Autoindustrie veranstaltet.

Angefangen bei der neuentfachten Pendlerpauschale und endend bei den Umweltzonen. Der Bürger wird animiert sich von einem Automobil abhängig zu machen, mit dem Zuckerl „Pendlerpauschale“. Aber wieso unterstützt man Familienväter und -mütter, Stunden in einer Blechkiste zu verbringen, statt das zu Hause nahe des Arbeitsplazes zu verlegen und auf aus dem Ruder laufenden Kinder einzuwirken ? Ist das Zuckerl geschluckt, hält man erneut die Hand auf und riegelt Städte für eben diese Pendler ab, sollten die Fahrzeuge nicht die entsprechenden Plaketten tragen. Ich betrachte hier jetzt nicht die Fähigkeit der örtlichen Polizei für Kontrollen, ohne die öffentliche Sicherheitsbelange zu vernachlässigen, sondern unterstelle dem Staat erzwungene Kaufentscheidung. Doch endlich seit Jahren der Verdummelei des Verbrauchers spielt der irgendwie nicht mehr so richtig mit. Erst der U Kat, dann der G Kat. Dann die Russpartikelwarnung und Einführung der Umweltzone. Durch die Hintertür werden dann auch Benziner gleich mit eingefangen und verbannt.

All das, damit wir Verbraucher immer wieder neue Autos kaufen, die vermeintlich umweltfreundlicher sind. Und genau hier ist meines Erachtens ein grosser Fehler in der Rechnung. Nämlich die Gesamtbetrachtung der ver(sch)wendeten Energie !

Ein neues Automobil hat bereits eine erschreckend grosse Menge an CO2 verbraucht, bevor es auch nur einen Meter mit Elektro/ Diesel/ Benzin gerollt ist. Die Entwicklung und Produktion eines PKW verschlingt Unmengen an Ressourcen und dies gilt es doch dem Mehrverbrauch eines 5 Jahre alten Benziners gegenüber eines Neufahrzeuges aufzurechnen. Ohne die Zahlen zu kennen vermute ich, dass ein Aussendienstler ziemlich lange fahren kann, bevor sich das rechnet. Gleiches gilt hier natürlich für die Hybriden mit Ihren stark ätzenden Batterien usw. Natürlich bin auch ich mir bewusst, dass geforscht werden muss und dadurch erst Solarzellen so effizient wurden, dass Sie heute endlich in Ihrer Lebenszeit mehr Energie erzeugen, als Sie in der Produktion verschlangen. Störend bei der Autoindustrie empfinde ich allerdings die Lobbyarbeit der Bundesregierung.

Den Untergangsblues unserer so wichtigen Industrie stimme ich jetzt nicht mit all denen an, die die Arbeitsplätze ob der starken Einschnitte wegen diesen Dilemmas schützen möchten. Vielmehr stimme ich den Abgesang einer Ära in ein paar Jahren an, wenn man die deutschen Hersteller weiter schützt und protagiert, während uns die Japaner den Schneid abkaufen. Dass nichts ewig andauert, spüren gerade Ford & Co. Kein Monopol, keine Vorherschaft dauert ewig und falscher Protagonimus der Politik hilft unserer Industrie langfristig überhaupt nicht. Im Gegenteil.

Übrigens wäre eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 130km/h eine einfache und fast kostenfreie Umweltschutzmassnahme. Dass hier der ADAC Veto mit dem Argument einlegt, auf deutschen Autobahnen gebe es ohnehin nur wenige „offene“ Strecken, zeugt meiner Meinung nach von Borniertheit im klinischen Ausmass. Letztlich würde der Ausstoss von Co2  durch die geringe Geschwindigkeit reduziert und beim Kauf der neuen Fahrzeuge entscheidend beeinflusst. Mit dem Wissen um fehlende theoretische Hochgeschwindigkeitsausfahrten, entscheidet sich der Familienvater für vernünftige Motorisierung, statt des 6 Zylinders mit über 200PS.