München, blauer Himmel bei angenehmen 20 Grad und ein fast ganz normales Volksfest.
Auch wenn ich dem Staat vieles zu traue und meist viel schlechtes unterstelle, so glaube ich jedoch nicht an eine sinnlose Gefährdung der Bevölkerung wegen ein paar Steuern aus dem Bierverkauf am Oktoberfest. Seit Samstag wurden die Sicherheitsmaßnahmen auf dem größten Volksfest der Welt stetig gesteigert und seit dem überschlagen sich die Ereignisse; oder vielmehr verselbstständigt sich der Informationsfluß zur neuen Sicherheitslage.
Faktisch wurde mit der anstehende Bundestagswahl am Sonntag und deren wahrscheinlichen Ausgang „schwarz-gelb“ – was für konservativ steht und das Abenteuer Afghanistan verlängert – flankiert durch Drohvideos einiger Extremisten die Sicherheitslage überdacht. Konsequenzen wurden entsprechend eingeleitet und sukzessiv angepaßt.
Seitdem kommen immer wieder nette Geschichten hoch, verbreiten sich von „Mund zu Mund“ oder eben über das Internet. Sei es ein Anwalt aus München, der von seinem Freund aus der CSU einen Tipp erhalten hat, oder die Geschichte um eine verlorene Geldbörse eines Arabers, der dem Finder eine Warnung mit auf dem Weg gibt. Höhepunkt des Warnsinns ist die Bombe am Riesenrad.
Jede drittklassige Fliegerbombe aus dem 2. Weltkrieg führt zur Evakuierung eines halben Stadtteils, die Bombe am Riesenrad wird aber nur einfach so im Rucksack weggetragen. Abschließend bleibt festzuhalten, daß der Staat im Ernstfall – sprich konkrete Hinweise – das Oktoberfest sofort absagen würde. Letztlich hat man beim letzten Attentat sogar freiwillig den Betrieb als Signal für einen Tag ausgesetzt ! So bleibt in der jetzigen Situation eine erhöhte Alarmbereitschaft und eine etwas eingetrübte Feierlaune.
Interessant ist nur, wie durch das Internet sich irrwitzige Geschichten umso schneller verbreiten. Die verteufelten Medien bringen all diese Geschichten nicht, weil ein einfacher Anruf in der Kanzlei des Anwalts oder gesunder Menschenverstand die Märchen aufdecken würde. Deshalb wünsche ich allen viel Spaß auf dem Fest. Die Extremisten haben doch schon jetzt Ihr Ziel erreicht. Viele Menschen haben Angst und Ihr Leben wird davon beeinflußt. Berücksichtigt man nun noch die Wahrscheinlichkeit eines Verkehrstodes, könnte man quasi 24 Stunden bis zum Sonntag auf dem Oktoberfest feiern. Das wäre sicherer, bis auf die eine oder andere Gehirnzelle.
Naja und falls doch etwas passiert, dann wird es kurzzeitig ziemlich hell und danach sehr lange dunkel.