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Opel abwracken

März 30, 2009

Die Wirtschaftskrise schlägt so langsam auch in der Realwirtschaft durch. Seit Monaten bereits in der Automobilwirtschaft. Diese Industrie hat in den vergangenen Jahren satte 30% Überproduktion weltweit erreicht und steht nun vor einer dramatischen Konsolidierung.

Ähnlich wie in der Luftfahrt hält sich nun jedes autoproduzierende Land mit Verbissenheit an der sogenannten Schlüsselindustrie fest, als ginge es um ein nationales Erbe. Die Italiener und Griechen wollen Ihre Fluggesellschaften nicht gehen lassen und so passiert es gerade auch in Frankreich, England, Deutschland und vor allem den USA mit den Autoherstellern.

Es sind schon andere Firmen untergegangen, dafür neue entstanden. Dieses Konzeptes bedient sich der schwedische Staat, nach dessen Ansicht die Mitarbeiter das einzige Erbe sind, das es zu verteidigen gilt. Während Saab dem sicheren Ende entgegenfiebert, bereitet sich der Staat auf die Unterstützung der betroffenen Familien vor. Meines Erachtens ein guter Ansatz, den man in Deutschland und Frankreich ruhig mal näher betrachten sollte.

Mit der Opel Rettung schaufeln wir ein zweites Subventionsgrab a la Bergbau. Auch da war die SPD ja ganz vorne dabei. Natürlich ist mal wieder Wahljahr, zur Abwechslung sogar Superwahljahr, und da paßt es doch ins Konzept, den armen Menschen Hoffnung zu geben. Welche Hoffnung ? Eine verantwortungslose Industrie wirft jedes Dritte Auto auf den Markt, für das es keinen Käufer gibt und beschwert sich anschließend. Wieso ist hier der Staat gefragt ?

Meine Empfehlung lautet daher, Opel pleite gehen zu lassen. Weg damit, aus und vorbei. Statt Milliarden in den Konzern zu pumpen, der mit knapp über 1Mio Fahrzeuge viel zu klein ist, sollte man dieses Geld lieber in die Menschen investieren. Denn langfristig wird Opel  wieder nach Geld fragen; ein Faß ohne Boden. Das Abwracken von Opel hat dann noch den Vorteil, Sarkozy in die Schranken zu weisen. Der organisiert nämlich versteckte Staatshilfen für PSA und Merkel kann derzeit nicht laut aufschreien, da nicht sicher ist, ob Opel nicht auch „illegal“ gerettet werden muß. Seitens GM ist nach heute auch nichts mehr zu erwarten, doch zumindest stimmt Obama die Menschen darauf ein, daß es wohl zu Ende geht. Ford wird überbleiben und somit hat die USA Ihren Dienst an der Marktwirtschaft fast schon übererfüllt – das wären dann mehr als 30% im US Markt.

Apropos US Markt. Die dortigen Preise waren mir schon immer ein Dorn im Auge, konnte man doch ein Auto für 20-30% unter dem deutschen Preis erwerben. Letztlich haben wir Europäer und vor allem Deutsche, den US Markt subventioniert. Nach Meinung der Autoindustrie der Schlüsselmarkt zum Erfolg. Den Zusammenhang habe ich bis heute nicht verstanden, wie ein Markt wichtig sein kann, wenn er schlicht defizitär ist. Aber naja.

Viel wichtiger in diesem Zusammenhang ist die Abwrackprämie. Ich stimme der geäußerten Meinung zu, daß man einen Herionabhängigen nicht sauber bekommt, wenn man ihm noch einen Schuß ermöglicht; und dann noch einen. Doch langfristig hat die Krise für Autoethusiasten etwas wirklich großartiges: die Preise sind für immer kaputt ! Wir werden US Niveau erreichen, denn niemand wird sich kleinere Autos mehr für teures Geld kaufen. Bsp Fiat Panda, der derzeit für € 4999 angboten wird und das so ziemlich 40% unter Liste darstellt. Im ersten Schritt zerstört das den Gebrauchtwagenpreis der sogenannten „youngtimer“, denn Jahreswagen kauft doch niemand mehr, wenn er einen Neuen für weniger Geld erhält. Anschließend gehen auch die älteren Modelle der Kleinwagen auf dem Gebrauchtwagenmarkt in die Knie. Letztlich ist die Diskrepanz zu den Mittel- und Oberklasselimosinen so groß, daß auch hier nachgebessert werden muß.

Statt eine Marktbereinigung zu zu lassen, füttert man eine gierige Industrie mit Geschenken an. Der Absatz steigt wieder ein wenig, doch anschließend ist das Geschrei umso größer. Folglich muß man weiterfüttern oder der Knall kommt später. Allerdings habe ich die Hoffnung für Deutschlands Autobauer nicht aufgegeben. Einige haben die Zeichen der Zeit erkannt und drosseln Ihre Kapazitäten und vor allem die Erwartungen. BMW will hier nur noch profitabel arbeiten und nicht mehr Stückzahl um jeden Preis. Es bleibt spannend.